Markt | 20.01.2021
Deutsche sparen - an der Rendite
Weltweit spart kaum jemand so viel wie die Deutschen. Allerdings machen sie zu wenig aus ihren Rücklagen. Ein Vergleich zeigt: Die Franzosen holen bei ganz ähnlichen Voraussetzungen mehr als doppelt so viel Gewinn aus ihrer Vermögensanlage. Wie ist das möglich?
Deutschland und Frankreich: So gleich und doch so verschieden
Immerhin: Mit ihrer Anlagestrategie trotzen die deutschen Sparer zumindest der Inflation. Wenn man die allgemeinen Preissteigerungen berücksichtigt, erzielte ihr Vermögen im Jahresdurchschnitt 2010 bis 2019 immer noch eine Rendite um 1,4 Prozent. Das ermittelten die Ökonomen von Allianz Research anhand der Zahlen von Eurostat, des Statistischen Amts der Europäischen Union. Bei den Franzosen lag das Plus allerdings deutlich höher: bei 3,0 Prozent. Der Unterschied bei der Rendite ist umso bemerkenswerter, weil die Rahmenbedingungen westlich des Rheins ähnlich sind wie in Deutschland: Wachstumsraten, Pro-Kopf-Vermögen, Bankzinsen – so gut wie überall liegen Deutschland und Frankreich auf vergleichbarem Niveau.
Andere Länder, andere Anlagen – andere Gewinne
„Was die Sparer in anderen Ländern besser machen: Sie sparen nicht nur, sondern legen ihr Geld bewusst an“, erklärt Felix Benedikt, einer der Geschäftsführer von Allvest GmbH. Die Untersuchung von Allianz Research unterstreicht die Einschätzung. So haben die Franzosen mit Abstand die meisten Versicherungspolicen im Portfolio, die sichere und zugleich ansehnliche Gewinne abwerfen. In Finnland wandern mehr Ersparnisse direkt in Aktien als anderswo, in den Niederlanden profitiert man vor allem von den Pensionsfonds, in denen ein Großteil des angelegten Kapitals steckt.
„Was die Sparer in anderen Ländern besser machen: Sie sparen nicht nur, sondern legen ihr Geld bewusst an.“
- Dr. Felix Benedikt
- Geschäftsführer Allvest GmbH
Die Deutschen landen bei keiner dieser Anlageformen im vorderen Feld. Ihr Liebling ist nach wie vor die klassische Spareinlage bei der Bank. „Die Deutschen sind aufgrund ihrer historischen Erfahrungen von Hyperinflation und Währungsreform eben einseitig auf Sicherheit bedacht und beschäftigen sich zu wenig mit der Ergänzung durch chancenreichere Anlagen“, meint Benedikt. „Aber zu glauben, das Geld sei nur sicher auf der Bank, ist ein Irrtum. Allvest bietet hohe Sicherheit – und zugleich besonders attraktive Renditechancen durch Investmentfonds.“
Rendite steigert Shoppinglust
Dass die deutschen Sparer so viel Rendite versäumen, hat auch für die deutsche Volkswirtschaft Konsequenzen. Rund 800 Milliarden Euro Umsatz ist den deutschen Händlern laut Studie im vergangenen Jahrzehnt entgangen. Denn wer mit seinem Ersparten nur wenig Ertrag erzielt, lässt lieber alles auf dem Anlagekonto liegen, anstatt mit einem Teil der Gewinne auf Einkaufstour zu gehen. „Wer aber bei seinen Anlagen sieht, wie die unsichtbare Hand der Märkte das Ersparte kräftig vermehrt, der gönnt sich schon eher den ersehnten neuen Fernseher“, so Arne Holzhausen, Leiter Insurance & Wealth Markets bei der Allianz Research, der die Studie betreut hat. Zum Beispiel die Rendite-Champions aus den Niederlanden: Pro Kopf steckten sie mehr als 10.000 Euro ihrer Erträge aus den Jahren 2010 bis 2019 in den Konsum.
„Von höheren Renditen profitieren am Ende eben alle - die Wirtschaft, dadurch die Steuerkasse, damit das Gemeinwesen – aber vor allem natürlich die Sparer selbst.“
- Arne Holzhausen
- Allianz Economic Research - Global Head Insurance, Wealth and Trend Research