Markt | 25.10.2024
Globale Vermögensentwicklung: Inflation zeigt Wirkung
Rund 240 Billionen Euro betrug Ende 2023 das Geldvermögen der privaten Haushalte weltweit, ein deutliches Plus von 7,6 %. Das zeigt der aktuelle Global Wealth Report 2024 von Allianz Research. Inflationsbereinigt fiel das Wachstum der Geldvermögen in vielen Ländern deutlich geringer aus, über mehrere Jahre betrachtet war es sogar negativ. So auch in Deutschland.
Jeweils im September veröffentlicht Allianz Research den Global Wealth Report, in dem die Forscher die Vermögenssituation von Haushalten in fast 60 Ländern unter die Lupe nehmen. Die aktuelle Studie zeigt, dass das Geldvermögen der privaten Haushalte 2023 weltweit stark um 7,6 % gewachsen ist. Auch Deutschland verzeichnet ein deutliches Plus, das mit 6,8 % etwas unter dem internationalen Durchschnitt liegt.
Die Studie zeigt aber auch: Über einen längeren Zeitraum betrachtet, hat der Inflationsschub der letzten Jahre in vielen Ländern real zu einem Vermögensverlust geführt. So liegt das Geldvermögen der Deutschen inflationsbereinigt unter dem Niveau von 2019. Das wirkt sich negativ auch auf die Altersvorsorge aus.
Überraschender Anstieg der Geldvermögen
Von einem „überraschenden Aufschwung“ sprachen die Autoren Ende September bei der Vorstellung der jährlichen Untersuchung zur Entwicklung des globalen Geldvermögens von Allianz Research.1 Trotz des rapiden Zinsanstiegs boomten die Kapitalmärkte, das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg deutlich um 7,6 %. Es betrug zum Jahresende weltweit 239 Billionen Euro.2 Die Verluste des Krisenjahres 2022 wurden damit mehr als ausgeglichen. In Deutschland wuchs das Geldvermögen um 6,8 % und damit schneller als der westeuropäische Durchschnitt (5,0 %).
Unangefochten an der Spitze lagen die Schweizer Haushalte mit gut 383.000 Euro Geldvermögen pro Kopf, gefolgt von den USA mit rund 315.000 Euro. Die Top-3 komplettierte Dänemark mit 231.000 Euro. Nur auf Rang 17 der globalen Rangliste lag Deutschland mit rund 95.000 Euro pro Kopf.
Abb. 1: Geldvermögen der privaten Haushalte 2023 (pro Kopf, brutto)Vier verlorene Jahre: Inflation reduziert Kaufkraft deutlich
Die Geldvermögen haben sich also positiv entwickelt – was gleichzeitig aber durch den starken Inflationsschub der letzten Jahre konterkariert wurde. So ist das Preisniveau in Deutschland in den vier Jahren 2020 – 2023 um rund 19 %, das Geldvermögen im gleichen Zeitraum aber nur um 17,4 % gewachsen. Obwohl kräftig zusätzlich gespart wurde, ist die Kaufkraft des vorhandenen Vermögens real, also nach Abzug der Inflation, gesunken. Es waren vier verlorene Jahre für deutsche Sparer. Aus globaler Sicht ergibt sich mit drei fehlenden Jahren ein ähnliches Bild.
Kathrin Stoffel, Allianz Research und Mitautorin der Studie, sagt: „Die unbequeme Wahrheit ist, dass die Kaufkraft des Geldvermögens in Deutschland Ende 2023 immer noch unter dem Niveau von 2019 liegt. Obwohl reichlich frisches Geld angelegt wurde, reichte das nicht einmal, um die Inflation auszugleichen. Dessen sollten sich die Sparer bewusst sein und entsprechend gegensteuern, gerade wenn es um die eigene Altersvorsorge geht."
„In realer Betrachtung lag das Geldvermögen in Deutschland Ende 2023 immer noch unter dem Niveau von 2019. Sparer sollten entsprechend gegensteuern, gerade wenn es um die eigene Altersvorsorge geht.“
- Kathrin Stoffel
- Economist, Insurance and Wealth, Allianz Research
Deutschland lernt: Gespart wird renditestärker
Deutsche gehen auf Nummer sicher. Sie sparen engagiert, aber oft renditeschwach. Viel Geld liegt auf Giro- und niedrig verzinslichen Festgeldkonten oder wird als Tagesgeld gehalten. Dass so Jahr für Jahr Milliarden von Euro verschenkt werden, haben ökonomische Studien in den vergangenen Jahren mehrfach bestätigt.3
Dabei ist die Lösung einfach, meint Kathrin Stoffel: „Mit einer ausgewogeneren Kombination von Renditechancen und Sicherheit können deutsche Haushalte schneller und mit weniger Aufwand ihre Sparziele erreichen. Das gilt auch bei der Altersvorsorge: Vorhandene Lücken zu füllen fällt umso leichter, je mehr Geld in höher verzinste Anlageformen mit überschaubarem Risiko angelegt wird, statt auf Giro- oder Tagesgeldkonten keine oder kaum Erträge abzuwerfen. Langfristig zahlt sich eine stärker am Kapitalmarkt orientierte Anlagestrategie aus.“
Abb. 2: Geldvermögensbildung nach Anlageklassen, Deutschland 2018-2023Doch scheint sich in Deutschland etwas zu ändern, zumindest im vergangenen Jahr. Bankeinlagen, die über lange Zeit den größten Anteil an den Ersparnissen hatten, stiegen 2023 „nur“ noch um 92 Mrd. Euro. Deren Anteil an allen Neuanlagen sank damit auf gut ein Drittel. Vor der Pandemie hatte dieser regelmäßig über 50 % gelegen. Dagegen betrug der Zuwachs bei Wertpapieren 105 Mrd. Euro, womit diese Assetklasse bei den Neuanlagen erstmals seit der Finanzkrise 2008 Platz 1 belegte. Die Deutschen trauen sich etwas mehr ins Risiko.
Bleibt zu hoffen, dass dieser Trend nachhaltig ist und möglichst viele Bundesbürger aus der in diesem Jahr bislang freundlichen Stimmung an den Märkten Kapital schlagen konnten. Allvest Kundinnen und Kunden jedenfalls haben von der guten Entwicklung profitiert: In den ersten neun Monaten des Jahres zeigten die beiden Allvest Anlagestrategien erfreuliche Wertzuwächse von 14,6 % (Allvest Active Invest) bzw. 14,2 % (Allvest Passive Invest).
1 Allianz Research (2024): Surprising relief. Allianz Global Wealth Report 2024. Online hier.
2 Zum Geldvermögen der privaten Haushalte (brutto) werden Bargeld und Bankguthaben, Forderungen gegenüber Versicherern und Pensionseinrichtungen, Wertpapiere (Aktien, Anleihen, Investmentfonds) und sonstige Forderungen gerechnet. Verbindlichkeiten und Immobilienvermögen gehen ebenso wenig in diese Zahlen ein wie Ansprüche an die gesetzliche Sozialversicherung. Grundlage der Studie waren detaillierte Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen bzw. Haushaltssurveys und Finanzmarktstatistiken aus 57 Ländern, die 2023 rund 91 % des globalen BIP ausmachten.
3 So unter anderem in früheren Studien von Allianz Research, siehe in diesem Magazin u.a. Andere sparen klüger (2024) und Deutsche sparen - an der Rendite (2021).