Markt | 12.08.2024
Andere sparen klüger
Wie hat sich das Geldvermögen der privaten Haushalte seit 2004 entwickelt? Allianz Research hat es für neun Länder der Eurozone untersucht. Ein Ergebnis: Die Deutschen sparen sehr eifrig, aber wenig effizient.
Die vergangenen 20 Jahre waren für Sparer nicht einfach. Kaum hatte die Welt die Dotcom-Krise 2003 hinter sich gelassen, stürzte sie 2008 in die globale Finanzkrise. Nur vier Jahre später folgte die Eurokrise und damit die Ära der Niedrig- oder sogar Negativzinsen. 2020 stellte der Ausbruch der Covid-19-Pandemie die Welt auf den Kopf. Schließlich markierte der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 einen politischen und wirtschaftlichen Wendepunkt und die dadurch ausgelöste Energiekrise führte zu einem dramatischen Anstieg der Inflation.
Immerhin: Das Geldvermögen hat sich in diesen turbulenten Jahren nicht schlecht entwickelt. Die Ersparnisse sind in allen neun Ländern der Eurozone, die Allianz Research in einer Studie untersucht hat, in diesem Zeitraum gestiegen, teilweise haben sie sich sogar verdoppelt.
Ausgangspunkt 2004
Die Analyse von Allianz Research nimmt das Jahr 2004 als Basis und beruht auf Daten des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat) und den Geldvermögensrechnungen der neun Länder. Zu „Geldvermögen“ werden vor allem der Bargeldbestand, Girokonten, Tages- und Festgeld, Aktien, Anleihen, Investmentfonds und Ansprüche aus Versicherungsverträgen, insbesondere Lebens- und Rentenversicherungen gezählt. In der amtlichen Statistik nicht betrachtet werden Sachvermögen wie zum Beispiel Eigentumswohnungen.
Im Folgenden konzentrieren wir uns auf die vier Länder Deutschland, Frankreich, Österreich und Italien. In das Jahr 2004 starteten deutsche Sparer mit einem Geldvermögen von rund 44.500 Euro pro Kopf. Fast identisch war die Ausgangsposition in Frankreich mit einem Geldvermögen von pro Kopf rund 45.800 Euro. Österreich lag mit knapp 39.000 Euro etwas darunter, Italien (52.500 Euro) sogar darüber. Die Ausgangslage 2004 ist jeweils am grauen Teil des Balkens erkennbar.
Abb. 1: Geldvermögen (per capita) in EUR, 2004-2023*Deutlicher Zuwachs der privaten Vermögen seit 2004 – auch in turbulenten Zeiten
Wirtschaftlich waren die vergangenen 20 Jahre turbulent – und trotzdem ist der Wohlstand in allen betrachteten Ländern deutlich gestiegen. Das Pro-Kopf-Geldvermögen der Deutschen hat sich bis Ende 2023 auf 89.500 Euro verdoppelt, bei unseren Nachbarn im Westen (96.700 Euro) sogar mehr als das. Auch in Österreich stieg der Wert um fast 90 %, in Italien um knapp 50 %.
Deutschland und Frankreich – so gleich und doch so verschieden
Betrachtet man die verschiedenen Komponenten, die zum Zuwachs beigetragen haben, zeigen sich von Land zu Land jedoch deutliche Unterschiede.
Deutsche Sparer gelten als eher risikoscheu. Das zeigt sich auch in diesen Zahlen. Vermögenszuwächse ergaben sich vor allem durch Kapitalerträge (Zinsen, Dividenden u. ä.) und Neuanlagen, vor allem dem Sparen aus Lohn und Gehalt („fresh money“). Dagegen sind Wertveränderungen im Bestand sogar negativ, das angelegte Kapital hat an Wert leicht verloren. Ein Grund: Im Portfolio sind zu viele „sichere“ Anlageprodukte, ohne Potenzial für Kurssteigerungen, und zu wenige „risikoreichere“ Produkte, die dieses Potenzial besitzen.
Französische Haushalte, deren Vermögen 2004 knapp über dem ihrer deutschen Nachbarn lag, verzeichneten dagegen Zuwächse in allen drei Komponenten. Obwohl die Neuanlagen pro Kopf weniger als halb so hoch wie in Deutschland waren, ist der Anstieg im Geldvermögen sogar höher – dank kräftiger Wertzuwächse.
Ein ähnliches Bild ergibt sich in Österreich. Zum größten Teil getragen von Kapitalerträgen hat sich auch dort das Geldvermögen pro Kopf annähernd verdoppelt: von 38.800 auf fast 73.000 Euro.
In Italien haben die privaten Haushalte sogar entspart, also Teile ihres Kapitals oder der Kapitalerträge direkt in den Konsum gesteckt – und konnten sich trotzdem über einen kräftigen Anstieg des Geldvermögens freuen.
Beim Sparen zählt auch das „Wie“
Somit erweisen sich speziell die Deutschen einmal mehr als eifrige Sparer. Die Bereitschaft dazu ist hoch und liegt im Ländervergleich deutlich an der Spitze. Diese Anstrengungen werden jedoch zum Teil durch weniger geschicktes Anlegen konterkariert. Das zeigt sich am Wertverlust des angelegten Vermögens über einen Zeitraum von 20 Jahren. „Offensichtlich sind die Deutschen – auch aufgrund historischer Erfahrungen von Hyperinflation und Währungsreform – zu sehr auf Sicherheit bedacht und beschäftigen sich zu wenig mit der Ergänzung durch chancenreichere Anlagen“, sagt Kathrin Stoffel (Allianz Research), Mitverfasserin der Allianz-Studie.
„Mit einer Kapitalanlage, die auf eine ausgewogenere Kombination von Renditechancen und Sicherheit setzt, könnten die Deutschen ihre Sparziele mit weniger Aufwand erreichen – oder mit gleichem Aufwand höhere Erträge erzielen und damit zum Beispiel ihre Altersvorsorge verbessern.“
- Kathrin Stoffel
- Economist, Insurance and Wealth, Allianz Research
Also zählt nicht das Sparen allein, sondern ebenso das „Wie“. Die Deutschen können ihre Sparziele mit weniger Aufwand erreichen – oder mit gleichem Aufwand höhere Erträge erzielen, wenn sie bei Anlageentscheidungen neben Sicherheit auch Renditechancen verstärkt in den Blick nehmen.
Gleichzeitig unterstreicht die Studie, dass sich Sparen auch in turbulenten Zeiten lohnt – vor allem, wenn es regelmäßig und in die richtigen Anlageprodukte erfolgt. „Bewusstes und regelmäßiges Investieren in eine ausgewogene Kombination aus Renditechancen und Sicherheit ist der Schlüssel dazu, die eigene Altersvorsorge zukunftsfest zu machen“, schließt Stoffel.
Die Studie „The best is yet to come“ von Allianz Research finden Sie hier .
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