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Markt   |   20.07.2023

Keine Atempause: Der demographische Wandel schreitet unvermindert voran

Erneut hat Allianz Research die Alterssicherungs-Systeme von 75 Staaten weltweit unter die Lupe genommen. Keine Atempause bei der Alterung vieler Gesellschaften, viel Geschäftigkeit, aber wenig Fortschritt bei politischen Reformen, mehr private und betriebliche Altersvorsorge ist nötig – so lassen sich die Ergebnisse zusammenfassen. In besonderem Maß gelten diese für Deutschland.

© getty

„Immer weniger Beitragszahler: Die Rente ist längst nicht mehr sicher“ betitelte der Tagesspiegel im April einen ausführlichen Bericht über die Lage der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland. Wer heute berufstätig ist, so der Bericht, werde entweder immer mehr zur Finanzierung der gesetzlichen Rente beitragen müssen oder, gemessen am eigenen Erwerbseinkommen, netto immer weniger Rentenauszahlungen erhalten. Das Wahrscheinlichste sei, dass beides einträfe.

Deutschland hat vor allem ein demographisches Problem

Allianz Research kommt im aktuellen Global Pension Report 2023 in einer breit angelegten wissenschaftlichen Analyse zu einem ähnlichen Ergebnis. Der Report analysiert die gesetzlichen Rentenversicherungs-Systeme in 75 Staaten weltweit. Im Fokus stehen die drei Kriterien „Ausgangslage“, „Nachhaltigkeit“, und „Angemessenheit“, die anhand von insgesamt 40 Parametern für jedes Land errechnet und zu einem Ranking zusammengefasst werden.1


Dr. Arne Holzhausen, Head of Insurance and Wealth Markets, Allianz Research


Global betrachtet zeigt sich: In vielen Staaten hat sich bei der Reform der Rentensysteme zu wenig getan. Und das, obwohl sich seit dem ersten Report 2020 die demographische Entwicklung eher verschlechtert hat.

Deutschland, im oberen Mittelfeld rangierend, schneidet aus heutiger Sicht bei Verbreitungsgrad und Rentenhöhe im Vergleich gut ab. Aber: Das Land ist geradezu ein Paradefall dafür, dass trotz eines gravierenden demographischen Wandels Reformen ausbleiben. „Deutschland braucht den großen Rentenwurf“ konstatiert Michaela Grimm (Allianz Research), zusammen mit Arne Holzhausen Autorin der Studie. Weitere Zuschüsse aus dem Staatshaushalt – schon heute mehr als 100 Mrd. Euro jährlich – seien nicht nachhaltig und angesichts steigender Zinsen mehr als fragwürdig. Vielversprechender wäre es, ähnlich wie Dänemark, die Niederlande und Schweden „konsequent die betriebliche und private Altersvorsorge auszubauen“.

Nichts ist so vorhersehbar wie der demographische Wandel

Dabei ist auf Sicht von 20 oder 30 Jahren kaum etwas so gut prognostizierbar wie die demographische Entwicklung. Dass sich in diesem Zeitraum in Deutschland die Bevölkerungsstruktur signifikant ändert, wurde zuletzt Ende 2022 vom Statistischen Bundesamt quasi amtlich bestätigt.2 Hauptergebnis: Die Gruppe der Senioren wird bis 2040 sehr stark um mehr als 4 Millionen Menschen wachsen. Parallel dazu fällt die Zahl der Menschen im Erwerbsalter im gleichen Zeitraum um rund 3,5 Millionen.

Abb. 1: Bevölkerung nach Altersgruppen 2021, 2040 und 2070
graphische Darstellung der Bevölkerung nach Altersgruppen in 2021, 2040 und 2070
Quelle: Statistische Bundesamt, Ergebnisse der 15. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung (Variante 2).

Damit steht eine laufend wachsende Zahl von Rentenbeziehenden (Alter ab 67 Jahre) einer laufend sinkenden Zahl von Beitragszahlern (20 bis 67 Jahre) für die gesetzliche Rentenversicherung gegenüber. Entsprechend steigt der „Altenquotient“ im mittleren Szenario von 31,8 auf 43,4 im Jahr 2040. Diese Kennzahl drückt aus, für wie viele Rentenbezieher jeweils 100 Personen im Erwerbsalter sorgen müssen. Die Alterung macht es immer schwieriger, die umlagefinanzierte gesetzliche Rente im heutigen Rahmen zu finanzieren.

Wie man den gewünschten Lebensstandard im Alter sicherstellt

Angesichts der lang bekannten und präzise vorhersehbaren Entwicklung verwundert es, dass sich viele Bundesbürger in Sachen Altersvorsorge eher passiv verhalten. Die WELT schrieb Ende Mai „Deutsche bereiten sich schlecht auf das Rentnerdasein vor“. Sie zitierte eine Studie der Bertelsmann Stiftung, nach der nur 8 Prozent der Berufstätigen planen, über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten, 28 Prozent jedoch schon vor diesem Datum in Rente gehen wollen. Und nur ein Drittel der Befragten legt regelmäßig Geld für das Alter zurück. „Sehenden Auges in die Altersarmut“ schrieb die FAZ im Juli und sprach dabei von dem frappierenden Widerspruch zwischen der Erkenntnis einer eigenen Rentenlücke und dem mangelnden Engagement, dagegen etwas zu tun.


Dr. Arne Holzhausen, Head of Insurance and Wealth Markets, Allianz Research


Was kann die und der Einzelne selbst tun? Der Start ist simpel und mit Allvest einfach und hoch flexibel zu bewerkstelligen. Arne Holzhausen, Allianz Research und Co-Autor des Global Pension Reports der Allianz, rät: „Gerade, wenn es um Alterssicherung geht, sind die Schritte nicht kompliziert. Nicht warten, sondern das Thema in die eigene Hand nehmen. Gerade die jüngeren Generationen sind bestens gerüstet. Sie sind super ausgebildet, haben angesichts des Mangels an Arbeitskräften hervorragende Jobchancen und alle Voraussetzungen, um früh anzufangen, eine eigene Altersvorsorge aufzubauen.“

Ein ausführliches Gespräch mit Co-Autor Dr. Arne Holzhausen (Allianz Research) über den Global Pension Report 2023 finden Sie hier.


1 Es handelt sich um die zweite Ausgabe des Allianz Global Pension Reports. Die erste Analyse, die 2020 erschien, finden Sie hier.

2 Statistisches Bundesamt: 15. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung (veröff. 02.12.2022). Die Darstellungen in diesem Beitrag basieren jeweils auf dem mittleren Szenario der amtlichen Statistik, zum Beispiel auf einem positiven Zuwanderungssaldo von 290.000 Menschen pro Jahr. Erwerbsalter: 20-67 Jahre; Rentenalter: 67 Jahre und mehr.

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