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Dr. Hans Jörg Naumer s/w

Markt   |   08.12.2021

Wie sich Anleger auf Niedrigzinsen und Inflation einstellen können

Die jahrzehntelange Niedrigzinsphase wird vorerst nicht beendet, die Inflation ist merklich angestiegen. Sparer und Anleger müssen neue Wege finden, um ihre Kaufkraft zu schützen und Erträge zu erwirtschaften. Ein Gespräch mit Dr. Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors.

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Herr Naumer, sinkenden Zinsen sind seit langen Jahren Realität. Wie gravierend ist diese Entwicklung? 

Nehmen wir als Beispiel die Staatsanleihen. Hier sehen wir bereits seit einigen Jahrzehnten einen Renditerückgang. Das war zunächst ganz erfreulich – bedeuten Renditerückgänge doch steigende Kurse, was aus Anlegersicht nicht schlecht ist. Mittlerweile sind wir aber im negativen Renditeterrain angekommen. D. h. über fast alle Laufzeiten hinweg legen die Anleger drauf. Der Bundesfinanzminister kann in diesem Umfeld Altschulden durch die Emission von Neuschulden tilgen. Das ist der Himmel für Schuldner und die Hölle für Gläubiger. 

Was sind die Gründe dafür? 

Wir unterscheiden hier langfristig wirkende Trends sowie eher an Geldpolitik und Konjunktur hängende Phänomene. 

Zu den säkularen Trends gehört der Überhang an Ersparnisbildung. Es gibt zu viel Kapital für zu wenig rentierliche Anlageformen. Dahinter stecken eine weltweit alternde Gesellschaft und eine zurückgehende Produktivität, die wir in allen großen Ländern beobachten können. 

Dazu kommt dann die Geldpolitik. Die ist im globalen Kontext zwar sehr uneinheitlich, in der Gesamtsicht jedoch zu expansiv. Auch das lastet auf den Anleiherenditen und erklärt die von vielen Banken erhobenen Strafzinsen. Während einige, vornehmlich aus den aufstrebenden Staaten, ihre Zinszügel bereits straffen, hat die US-Zentralbank bei ihrer letzten Sitzung den Beginn der Zurückführung der Anleihekäufe – das sogenannte „Tapering“ – angekündigt. Andere – wie etwa die Bank of England – steuern nur zögerlich auf diesen Pfad. Oder sie halten sich vornehm ganz zurück. Beispiele für letzteres sind die Europäische Zentralbank, die Schweizer Nationalbank und die schwedische Reichsbank. Die EZB dürfte ihr Pandemie Notfallankaufprogramm PEPP im kommenden Jahr zwar beenden, wird jedoch weiter am Anleihemarkt aktiv sein. Und sie beharrt auf einen weiter niedrigen Zins auf absehbare Zeit. So oder so, wir haben Liquidität im Überfluss.

Verstehen wir Sie richtig, dass Sie daher auch in der absehbaren Zukunft mit niedrigen Zinsen rechnen? 

Richtig. Wir sprechen schon sehr lange davon, dass diese „Finanzielle Repression“, bei der die Sparer ausgepresst werden und zum Abbau der Staatsschuldenlast beitragen, noch länger anhalten wird. Zum einen halten die säkularen Trends an, zum anderen steuern die Zentralbanken nur quälend langsam um – trotz steigender Inflationsraten.

Dr. Hans-Jörg Naumer
Dr. Hans-Jörg Naumer
Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz Global Investors

Anleger bewegt derzeit auch genau dieses Thema, die steigende Inflation. Auch diese reduziert die realen Erträge für Sparer und reißt Löcher vor allem in die Altersvorsorge. Welche Position haben Sie dazu? 

Die Inflation ist das Entscheidende für die Anleger. Es geht ja am Ende nicht um die nominalen, sondern um die realen Renditen. D.h. der Kaufkraftverlust muss berücksichtigt werden. Oder andersherum ausgedrückt: Der Kaufkrafterhalt ist die unterste Verteidigungslinie der Kapitalanlage. 

Und Inflation wird uns noch einige Zeit begleiten. Zwar wirken einige preistreibende Effekte nur vorübergehend, wie etwa der Rohstoffpreisanstieg, es gibt aber auch strukturelle Faktoren. So sorgt die demographische Entwicklung für Knappheiten an den Arbeitsmärkten, was beispielsweise in den USA bereits zu spüren ist. Des Weiteren dürften die Probleme bei den Lieferketten zu einer latenten De-Globalisierung führen, was sich ebenfalls in steigenden Preisen ausdrücken sollte. Und schließlich: Auch das Netzwerk der Zentralbanken, das die Umstellung auf einen „grünen“ Finanzsektor vorantreibt („Network for Greening the Financial System“), um bis 2050 eine CO2-freie Wirtschaft zu erreichen, stellt sich für die nächsten Jahre auf einen Inflationsimpuls ein. Das alles sind keine Eintagsfliegen.

Wie können Anleger auf Niedrigzinsen und Inflation reagieren? 

Sparer und Anleger sollten neue Wege gehen, damit Ihr Geld ertragreicher arbeitet. Das bedeutet: Kontrolliert Risiken eingehen und Renditechancen suchen. Das spricht für eine mittel- bis langfristige Präferenz von Aktien gegenüber Staatsanleihen. Dabei sind moderate Inflationsraten für den Aktienmarkt gar nicht schlecht, da die Firmen in einem derartigen Umfeld die Preissteigerungen weitergeben können. 

Interessant erscheinen mir dabei eine gemanagte Fondsstrategie oder auch sogenannte Multi-Asset-Fonds, die auf mehrere Anlagegattungen setzen und die auch aktiv umgewichten können. Die meisten Anleger wollen sich nicht ständig mit ihrer Geldanlage beschäftigen und brauchen das auch nicht. Je nach Bedarf kann dann auf der Aktienfondsseite noch in Lösungen investiert werden, die etwa von langfristigen Themen wie Demographie, Digitalisierung oder Urbanisierung profitieren. 

Für Kunden, die neben Fondsinvestments verstärkt auch Sicherheit suchen, bietet sich zusätzlich ein gut diversifizierter Baustein aus unterschiedlichen Anlageklassen inklusive Alternativer Anlagen an. Und ein Trend schließlich wird bleiben: Nachhaltigkeit. Ich würde darauf achten, dass mein Fonds die sogenannten ESG-Kriterien berücksichtigt: E für „Environment – Umwelt“, S für „Social – Soziales“ und G für „Governance – Unternehmensführung“. Ich nenne das gerne: Investieren für eine bessere Welt.

Was Sie gegen Niedrigzinsen und Inflationsrisiken tun können, erfahren Sie hier


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